
Die Leser von auto motor und sport haben gerade Cupra zur "Trendmarke des Jahres" gewählt. Wir finden mit der Seat-Tochter Cupra ein Lehrstück vor, wie man eine Marke entwickelt. In österreichischen Zahlen: Marktanteil 2019: 0,8 Prozent. Ein Jahr später: 2,5 Prozent. Marktanteil im ersten Quartal 2025: 4,5 Prozent. Seat lag bei 4,8 Prozent.
Der chinesische Volvo-Ableger Polestar lag da bei 0,3 Prozent. Schon klar, kann man sagen, hinter Cupra steht der große Volkswagenkonzern mit seinen Marketing-Möglichkeiten und vor allem mit seinen endlos langen Regalreihen, aus denen sich die Cupraleute bedienen können (freilich: Hinter Polestar steht der chinesische Geely-Konzern, auch kein Bauchladen).
Eigener Weg
Aber Cupra ist von Anfang an, also seit man seit 2019 mit eigenen Modellen auf den Markt kam, eine ganz spezielle Strategie gefahren, mit einer richtigen, eigenen Idee, was man der Welt zu erzählen hat: Cupra hat sich nicht als reiner Autohersteller präsentiert, sondern als Lifestyle-Prinzip, gesamtheitlich gedacht. Unter dem Chef Wayne Griffith wurde der Tribe erfunden, ein etwas nerviges Konstrukt aus Cupra-Mitarbeitern, Cupra-Kunden und Straßenkünstlern aus Barcelona, bei Präsentationen anwesende Journalisten werden nonchalant miteinbezogen. Präzise berechnet ist da eine Welt hochgezogen, in welcher der Kauf eines Autos gleichberechtigt neben Street Art, Clubbings und Esspressotrinken platziert ist.
City Garage
Gerade wurde in Wien eine "Cupra City Garage" eröffnet, europaweit die elfte mittlerweile, gleich hinter der Oper. Ein Ort, an dem jeder willkommen sein soll, auch ohne Führerschein. Am Tag gibt's Kaffee und Snacks, und wer will, kann sich reinsetzen und am Laptop arbeiten. Am Abend werden Clubbings und andere Events veranstaltet. Das kann gutgehen, oder auch nicht, weil die gastronomische Konkurrenz ist groß.
Jetzt kommt das große Allerdings: Den Anteil, denn die Tribe- und Lifestylewelt am Erfolg der Marke hat, wird man leider nie herausfinden. Der Verdacht besteht natürlich, dass die Leute einfach nur deswegen Cupras kaufen, weil sie Cupras super finden (was nicht schwerfallen dürfte). Könnte bei Red Bull, von dem Cupra wohl einiges gelernt hat, übrigens ähnlich sein.

