
Als Motorjournalist ist es hin und wieder sinnvoll, sich zu erden: Im täglichen Testbetrieb hüpft man von einem Neuwagen in den anderen. So läuft der Job. Nur über einen Vergleich können neue Modelle vernünftig eingeordnet und bewertet werden. Schließlich beginnt eine Beurteilung und Wertung niemals bei null, sondern baut auf dem auf, was man über die Marke, eine Bauart oder eine Fahrzeugklasse bereits weiß. Man profitiert von der Berufserfahrung.
Manchmal braucht es ...
... aber einen Blick noch weiter in den Rückspiegel, um längerfristige Entwicklungen zu erkennen. Um sich in Erinnerung zu rufen, wie alles begonnen hat. Das Bild oben ist ein Schnappschuss der autorevue-Testwagengarage. Mittig ein Mercedes-Maybach SL 680 Monogram Series, der in der nächsten Ausgabe zu bewundern sein wird, aber hier ausgeblendet werden kann. Es geht jetzt nämlich um das Auto ganz links und ganz rechts. Bei ersterem handelt es sich um einen aktuellen Honda Civic Type R, der wohl ein letztes Mal bei uns zu Gast ist, bevor er eingestellt wird. Letzteres ist ein Peugeot 205 GTI 1.9, Baujahr 1990. Sowohl der Honda als auch der Peugeot gelten als die mitunter besten Hot Hatches ihrer jeweiligen Zeit. Und obwohl sie mit 1.996 ccm respektive 1.905 ccm fast gleich viel Hubraum haben, beide Kompaktwagen mit Handschaltung und Frontantrieb sind, könnten sie unterschiedlicher kaum sein.
Unglaublich, was sich ...
... in rund 40 Jahren getan hat, vor allem gewichtsseitig. Der 205 wiegt 880 Kilo, der Civic 1429. Im GTI beschleunigt man leichtfüßig und kommt ebenso flink wieder zum Stillstand, zumindest wenn man unter dem Landstraßen-Limit bleibt. Die Gasannahme ist so scharf, dass es fast schon weh tut. Aber auch bei niedrigen Drehzahlen garantiert der Vierzylinder immer ausreichend Drehmoment für gemütlich-flottes Fortkommen im Stadtverkehr. Generell ist es im Peugeot nicht ungemütlich, und Platz gibt es auch. Und dennoch fühlt man sich im Civic vergleichsweise wie im Wohnzimmer, mit Flatscreen und Sofa und so: Die Verzögerung bei der Umsetzung der Inputs rund um Gas und Lenken ist fast schon irritierend, die Masse merkt man an allen Ecken und Enden. Erst wenn man es wirklich darauf anlegt, schnell zu fahren, kommen die Vorzüge der heutigen Sportautos zum Vorschein. Leistung, Grip, Einlenkverhalten – alles auf Rennstrecke getrimmt. Auf höchste Performance. Dagegen fühlt sich der Peugeot wie ein Moped an und der Vergleich ist auch auf anderen Ebenen zulässig: Keine Airbags, kein Multimedia-Schirm, kein Audiosystem, direkterer Fahrspaß. Und genau darin liegt die Qualität. Im Falle eines Frontalen wäre man dann aber doch lieber im Civic.

