
Meistens geht's gut, oft sehr gut – manchmal aber wird Retrodesign zum zierlichen Flop, und überhaupt franst der Begriff an den Rändern ein bisserl aus: Dass Autos bisweilen an längst verblichene Modelle erinnern, das hat ohnedies schon eine lange Geschichte, wir sagen zum Beispiel: Excalibur. Das war jene Firma in Milwaukee, die ab 1964 an Mercedes der 30er Jahre gemahnende Karosserien über in den 60ern neue Technik stülpte, und freilich müssen wir auch kurz an die Bugatti-Lookalikes auf den VW Käfer-Bodenplatten denken. War bisweilen schon damals etwas grenzwertig – treue Leserinnen und Leser erinnern sich an die Story, als Chefredakteur Herbert Völker damit in einen Stau geriet und im gestockten Verkehr von Interessierten in Gespräche verwickelt wurde, die einen echten Bugatti vor sich wähnten. Als sich die Kolonne wieder in Bewegung setzte, klang der Bugatti gar nicht mehr nach Bugatti.
Retro geriet dann etwas in Vergessenheit, ...
... um mit VW Beetle, BMWs Mini und dem Fiat 500 der Moderne wiederzukehren, mit dem Chrysler PT Cruiser auch. Man konnte damals einwerfen, dass sich Legenden nicht konstruieren und berechnen und verordnen lassen, denn die Vorfahren von Mini, 500 und Beetle kamen als preisgünstige Alltagsautos auf die Straße. Das mit dem Kultverdacht ist ihnen dann einfach passiert, und ein paar Konstrukteure werden ein wenig überrascht gewesen sein.
Dennoch ging's beim 500 sowas von gut, beim Mini auch, und der Beetle war nur bei uns ein nicht ganz so strahlender Erfolg. Man darf daraus schließen: Retro wird spätestens dann eh gemocht, wenn es selbst schon wieder ein bisserl älter wird. Und der Einwand, dass sich Retro niemals mehr weiter entwickeln lässt, ist mittlerweile auch schon entkräftet: Alle diese Autos haben ihre Nachfolger gefunden, der Mini schon mehrere davon.
Aktuell erfolgreiche Retroautos wie Alpine oder Renault 5 zitieren zwar ihre Vorfahren, aber auf unverfängliche Art: So hätten die Nachfahren ausgesehen, wenn die Modellreihe nicht zwischenzeitlich ausgesetzt hätte. Das kühlt die Stammtische und Foren auf Verträgliches runter.
BeProvokant könnte man auch fragen, ...
... ob nicht auch der Porsche 911 seit mehreren Generationen im Retrodesign hereindriftet, aber lassen wir das, um uns einem Fall reversiblen Retrodesigns zu widmen: Die italienische Forma Caselani (www.caselani.it) bietet Retro-Bausätze für Citroën Jumper und Berlingo an, neuerdings auch für den Ami. Damit sehen die Neuwagen auf erfrischende Art einem HY oder einer Kastenente sehr ähnlich, beziehungsweise: Sie wirken wie aktuelle Interpretationen mit dezentem Hang zur Parodie. Sehr fesch, das alles, und falls man in ein paar Jahren über den eigenen Mut erschreckt, dann lassen sich die Beplankungen auch wieder abnehmen. Haben wir nicht versucht, aber wir vermuten es, weil wie ein befreundeter Mechaniker einst sagte: Was zusammengebaut wurde, muss auch wieder auseinandergehen.
Aus dem Caselani-Jumper unseres Fotos heraus wurden übrigens (Vorsicht, Überleitung mit dem Holzhammer) die Schlüssel für erste Testfahrten mit dem neuen Citroën C5 Aircross ausgegeben, erste Vorstellung in der autorevue.

