
Alltagssituation: Man trifft sich, kommt zum Reden und erfährt dabei, dass man unerwarteterweise doch recht viel gemeinsam hat. Ohne Autos allzusehr vermenschlichen zu wollen: So oder so ähnlich muss es McLaren Artura und Porsche 911 Carrera GTS neulich in unserer Testwagengarage ergangen sein.
Je nachdem, wie tief man in der Materie drinnen ist, kommt das jetzt nicht besonders überraschend (sind ja schließlich beide Sportwagen) oder eben schon: Der 911er basiert auf einem Grundkonzept der späten 40er (Porsche 356), seine ursprüngliche Formgebung aus den 30ern (VW Käfer). Er ist als 2+2-Sitzer mit Kofferraum und Großserientechnik sowas wie das Alltagsauto unter den Sportwagen, zumindest als Carrera-Variante. Der Artura ist hingegen ein Supersportwagen mit Kohlefaser-Monocoque, auf der Straße erstmals so 1991 beim Bugatti EB110 gesehen, zuvor 1981 zum ersten Mal in der Formel 1 (bei McLaren, wie passend). Auch die Position des Motors ist beim Artura in etwa gleich wie beim Formel 1, nämlich in der Mitte. Beim Porsche natürlich ganz hinten. Da gibt’s zunächst nicht so viele Überschneidungen.
Doch jetzt wird‘s spannend …
… denn die Antriebe teilen überraschend viele Gemeinsamkeiten: beides Sechszylinder-Turbos, beide mit Hybrid-Boost. Im Porsche ein 3,8-Liter in Boxeranordnung, dazu ein E-Motor als Unterstützung im Turbolader und einer extra im Doppelkupplungsgetriebe. Rein elektrisch fahren kann er nicht, bei diesem System geht es nur um Performance (auch wenn im Volllastbetrieb die Effizienz schon steigt, zum Beispiel auf einer Runde auf der Nürburgring-Nordschleife, wie uns Jörg Bergmeister erklärt hat. Da verbraucht der Hybrid-GTS weniger als der alte ohne Strom). Beim V6 im Artura sind die Zylinder im weiten 120-Grad-Winkel angeordnet, also flacher als normal, aber nicht ganz so flach wie beim Boxer. Dazu gibt’s zwei Turbos und einen E-Motor. Im Gegenzug zum 11er kann der Artura aber rein elektrisch fahren, nämlich rund 30 Kilometer.
Dadurch spart man …
… sich beim McLaren weitgehend die NoVA, was zur Folge hat, dass sich der 541 PS starke Carrera GTS und der 700 PS starke McLaren Artura preislich ziemlich annähern, am Beispiel Targa vs. Spider wären das 258.689 Euro gegen 285.139 Euro. Am Ende des Tages gehts in dieser Liga also um den persönlichen Geschmack: Der Porsche ist eine bis ins letzte Detail optimierte, alltagstaugliche, effiziente Fahrmaschine (überhaupt mit Allrad), die durch Jahrzehnte an Erfahrung entstanden ist. Ein Sportwagen, bei dem alles rational ist, was seinen eigenen Charme hat. Die Bergstraße rauf ist er mit Allrad mindestens auf Augenhöhe mit dem zweisitzigen Artura, der ein exotischer Supersportwagen ist, wo gerne die Hinterräder durchgehen, wenn man es darauf anlegt. Er ist der letzte Schrei, mit Flügeltüren, Sicht-Carbon, exotischem Namen und das alles zum Porsche-Preis.

