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Test Mercedes CLA 250+

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 ©  Andreas Riedmann

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Mercedes setzt zur Weltherrschaft an – so zumindest das Narrativ, in das der neue CLA eingebettet wurde. Erste Ausfahrt auf heimischem Boden. 

Überblick

Mercedes CLA 250+
€ 55.980,–
Preis
Ein E-Motor, Zweigang-Automatik
Motor
272 PS
Leistung
335 Nm
Drehmoment
Hinterradantrieb
Antrieb
2055 kg
Gewicht
210 km/h
Top-Speed
6,7 sec
0-100 km/h
405 l
Kofferraum

• Der neue Mercedes CLA soll mit Technik, Design und Fahrverhalten gezielt eine junge Generation ansprechen
• Innenraum und Bedienung bieten Fortschritte, aber auch Kritikpunkte bei Material und Ergonomie
• Herausragende Effizienz und Dynamik machen den CLA 250+ zu einem überzeugenden Elektrofahrzeug

Generationenwechsel bei Mercedes: Von den Klassikern bis zum CLA

Anknüpfungspunkte an die Marke Mercedes gibt es viele. Unabhängig von Schulbussen und Feuerwehrautos hat jede Generation Bilder im Kopf: Die Kriegsgeneration erinnert sich an den 770 K … okay, lassen wir das lieber, die Nachkriegsgeneration an den 300 SL, vielleicht das Auto schlechthin, für die Boomer ist es womöglich der W123 (wer ist zumindest nicht einmal kurz im Taxi mitgefahren) und na ja, danach änderte sich vieles.
Fragt man die jüngere Hälfte der mercedesaffinen Käuferschicht heute (das wären großzügig gerechnet ungefähr alle unter 50), denken sicherlich viele an diverse Crossover-Baureihen mit AMG-Ausstattung und bunter Ambientebeleuchtung, GLC und EQA, EQE und hoffentlich auch an den CLA.
Denn das viertürige Einstiegs-Coupé wurde ausgewählt, um Mercedes technologisch, aber auch emotional auf Zukunftskurs zu bringen und vor allem bei den Jungen zu punkten, die verloren gegangen zu sein scheinen. All das, was hier verbaut ist, soll in weiterer Folge auch in kommende Baureihen einfließen. Moderne Software-Umgebung mit KI-Anbindung, E-Antriebe mit Reichweiten über 700 Kilometer und so. Für Ola Källenius und seinen Konzern hat der CLA also eine große Bedeutung, deswegen haben wir schon ausführlich berichtet: Wir waren bei der Weltpremiere, wir sind am Berg im Schnee gefahren und auch im flachen Dänemark. Alles schön und gut, aber nun haben wir das erste Auto in Wien und jetzt zählt’s.

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Design und Innenraum: Bekanntes Layout, neue Details

Ein wenig haben wir uns schon an ihn gewöhnt, was aber trotzdem wieder auffällt: Die Proportionen blieben im Vergleich zum Vorgänger quasi unverändert, steht da, wie ein CLA auch bisher dagestanden ist. Das große Panoramadach fällt schon auf und auch die Lichter mit ihrer Sternsignatur. Und klar, innen ist definitiv alles ein bisschen anders.
Da ist dieser große Bildschirmverbund oder besser gesagt wäre, unser Testwagen kommt ohne den Beifahrer-Screen aus. Stattdessen ist dort eine Plastikwand mit Sternen drauf. Auch sonst ist im Innenraum viel Kunststoff zu finden: Lüftungsdüsen und Mittelkonsolenverkleidung vermitteln nicht den allerhochwertigsten Eindruck, wenn auch den klassenüblichen. Dafür gibt es jetzt immerhin größere Ablagen. Neu sind auch die Fensterheber, von denen es vorne nur zwei gibt, die hinteren werden mit einer Umschalttaste aktiviert, so wie in den Elektromodellen bei VW. Dort hat man immerhin bei den neuen Modellen wie dem Passat wieder ein drehbares Bedienelement zum Regeln der Lautstärke eingeführt, Mercedes bleibt beim CLA beim Touch-Slider-Dings. Ob die jungen Leute das so wollen oder ob das eine Annahme von vor fünf Jahren ist, fragen wir uns.
Sonst wirkt alles sehr vertraut, das Lenkrad und die Sitze, die man wie gehabt an der Tür elektrisch verstellen kann. Dazu natürlich der Getriebewahlhebel hinterm Lenkrad, das ebenfalls die etwas umständlich zu bedienenden Knöpfe und Wisch-Dinger enthält.

Bedienung und Software: Touch-first mit stabilem System

Das Multimedia-System ist hingegen überhaupt keine Hexerei, was bei einer Neuentwicklung immer zu befürchten ist, eher im Gegenteil: Wenn sich jemand im alten System zurechtfand, dann nun auch mit dem neuen, man profitiert aber vom Speed und Funktionsumfang. Die Software läuft jedenfalls stabil.
Zum Test haben wir den 250+ ausgefasst, die zurzeit reichweitenstärkste Version. Sie fährt nicht nur wegen des großen Akkus so weit, sondern auch wegen des niedrigen Stromverbrauchs. Wenn ein Hersteller einen Wert von 12,2 kWh pro 100 km angibt, dann darf man skeptisch sein. Das Misstrauen war berechtigt, in der Praxis waren es bei uns rund 4 kWh mehr, was immer noch top ist und Reichweiten von rund 500 Kilometern locker möglich macht. Was den Ladespeed angeht, können wir aus diversen Umständen keine anständige Aussage treffen, aber Mercedes gibt bis zu arge 320 kW an.

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Reichweite und Verbrauch: Stark dank Effizienz

Was irgendwie skurril, aber dann doch durchaus erfreulich ist: Man redet viel von KI-Unterstützung und Batterietechnik und Reichweite, doch das eigentliche Highlight des CLA ist sein Fahrverhalten, das schlichtweg sensationell ist. Der 250+ ist ein Hinterradler, der unheimlich dynamisch zu bewegen ist. Er liegt wie ein Brett, ohne verkrampft einen auf Sportwagen zu machen. Fahrbahnunebenheiten werden souverän weggefiltert. Zum sportlichen Eindruck trägt auch die recht schwergängige, aber sehr präzise Lenkung bei. Kurven machen jedenfalls richtig Spaß in diesem Auto, weil alles so geschmeidig-dynamisch passiert.
Die Gasannahme ist nicht zu direkt, die Leistung reicht für praktisch alle Fahrsituationen völlig aus, aber das war bei Elektroautos ohnehin nie das Problem. Interessant ist der Zugang zum Thema Rekuperation: Wo andere einem Optionen beim Level der Rekuperation geben, setzt Mercedes auf ein adaptives System, ohne Möglichkeit der Beeinflussung. Nachdem es kein einziges Mal negativ aufgefallen ist, kann man daran aber nichts kritisieren.

Fahrverhalten und Fazit: Überraschend sportlich

Unser Testwagen hat selbstverständlich das AMG-Paket für 2.690 Euro verbaut (wo wir an dem anfänglich erwähnten Punkt wären: Das braucht man heute, sonst bist nix Mercedes, gleich wie du kein BMW bist ohne M-Paket). Von den roten Ziernähten sieht man auf unseren Schwarz-Weiß-Fotos natürlich nicht besonders viel, aber sie sind da, wir schwören es.
Die Felgen im 5-Speichen-Design wirken jetzt nicht besonders sportlich, aber immerhin sind keine Ecoreifen aufgezogen, sondern gescheite. Ansonsten setzt Mercedes ausstattungstechnisch wie gehabt auf Pakete: Wer beispielsweise das Beifahrerdisplay will, muss zum „Premium-Paket mit digitalen Extras“ greifen, das faire 2.260 Euro Aufpreis kostet (fair, weil neben dem Screen auch noch Keyless-Go, Memory-Funktion für die Sitze, Zweizonen-Klima und so weiter dabei sind).
Und irgendwie gehört das schon dazu, es ist jedenfalls essentiell, um die Jungen zu beeindrucken, weil sonst ist das Auto überraschend normal, was nichts Schlechtes ist.

Zusammenfassung

Daten & Ausstattung

Preis

€ 55.980,–

Steuer

jährlich € 751,80

Motor, Antrieb

Ein E-Motor, Zweigang-Automatik, Hinterradantrieb.

Leistung/Drehmoment

Dauerleistung 145 kW (197 PS), max. 200 kW (272 PS), 335 Nm.

Batterie/Laden

Li-NMC-Akku, 85 kWh netto. Ladeleistung 320 kW (0–80 % in 22 min). 

Fahrleistungen

Spitze 210 km/h, 0–100 km/h 6,7 sec.

Verbrauch

12,2 kWh/100 km. Im Test 16,5 kWh. Reichweite 791 km (WLTP). Im Test ca. 500 km.

Dimensionen

L/B/H 4723/1855/ 1468 mm, Radstand 2790, Gewicht 2055 kg, Anhängelast 1500/750 kg, Kofferr. 405 l.

Ausstattung

Sitz- und Lenkradheizung, Panoramaglasdach, Rückfahr- und Selfie-Kamera, diverse Assistenzsysteme etc. 

Dieser Test ist in autorevue 12/25 erschienen. Weiter Berichte zum CLA finden Sie hier und hier.

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