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Test Micro Microlino

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Spaceball: Wenn man schon von allen mit Sympathie gestreichelt wird, dann will man ihnen zumindest den schnellen Microlino mit der üppigen Reichweite vorführen. (Sich selbst ja eh auch.)

Übersicht

Micro Microlino
€ 19.990,– bis 23.990,–
Preis
2
Sitzplätze
17 PS
Leistung
90 km/h
Höchstgeschwindigkeit
15 kWh
Batterie
knapp unter 200 km
Reichweite

Retro-Design trifft Elektromobilität: Der Microlino kombiniert nostalgischen Isetta-Charme mit moderner Elektrotechnik (17 PS, 90 km/h, 200 km Reichweite)
Nachhaltiger Stadtflitzer: Mit nur 554 kg Gewicht und 8,5 kWh Verbrauch auf 100 km ist er deutlich effizienter als herkömmliche E-SUVs
Premium-Zweitwagen für Enthusiasten: Positioniert als "iPad der Mobilität" für 19.990-23.990 Euro, ideal als zusätzliches Fahrzeug für kurze Strecken

Fahrerlebnis und Leistungsdaten des Microlino

Entweder ist der Sound völlig naturbelassen oder er kommt von Jean-Michel Jarre nach einer Überdosis Gummibären: Selten war der Eindruck einer hochbeschleunigten Raumkapsel so präsent wie im Microlino, selten ernteten wir beim Fahren so viele Daumen hoch, und nur manchmal wollte man uns in Verkennung der Höchstgeschwindigkeit aus der Fahrspur blinken: Dies ist nämlich der schelle, starke und reichweitenpotente Microlino – 17 PS, 90 km/h, 15 kWh Batterie, damit kommt man am Papier 228 km weit und im echten Frühlingsalltag knapp unter 200.

Design und Retro-Charakter des Elektro-Kabinenrollers

Natürlich fährt der Microlino elektrisch, aber seine eigentliche Persönlichkeit reift aus seinem Design: Retro at its best, weil hätte es Iso Isetta und BMW Isetta nie gegeben, man hielte ihn für einen Sendboten einer fescheren Zukunft. So aber spüren hier alle ihre Kindheit vorfahren oder die der Eltern, und es erstaunt fürbass, wie viele Menschen wärmende Erinnerungen an ein Auto knüpfen, das 1962 letztmals gebaut (und knapp danach gerne durch Käfer oder Kadett ersetzt) wurde. Das Kabinenroller-Zitat gewinnt an Showtalent natürlich mit der Fronttür, immerhin war Iso, Aushecker des Urmodells, ein Kühlschrankhersteller. Heute verhilft die Fronttür zu einem bühnenhaften Auftritt (laienhafte Darstellung: siehe unten Mitte), das kriegen in der gleichen Würde nicht einmal Maybachs und Bentleys hin. Ist hier natürlich ein anderes Theaterstück, eines flockig zelebrierter Lebensfreude: Micromobile müssen nicht ausschauen, als hätte man sie beim Bständig gekauft.

Herstellung, Preis und Unternehmenshistorie

Die Idee zum Microlino reifte bei der Schweizer Firma Micro, gefertigt wird er in Turin, die 90-km/h-Version kostet 19.990 bis 23.990 Euro. Firmengründer Wim Ouboter schuf 1996 mit dem Microscooter die moderne Dareichungsform des Scooters, in den besten Jahren (also bis China das Konzept kopierte) wurden 80.000 pro Tag gefertigt. Mittlerweile mischen mit Merlin und Oliver Ouboter auch die Söhne mit, erste Ideen zum Microlino reiften 2015, nachdem als PR-Gag eine klassische Isetta auf Elek­tro umgebaut worden war, und BMW hatte nichts gegen die Designinspiration durch die Isetta einzuwenden. Vor dem Gesetz ist der Microlino übrigens kein Auto, sondern steht mit den Quads zwischen Motorrad und Auto. Die schnelle Version parkt im Segment L7e, die 45-km/h-Version Lite gilt als L6e.

Ausstattung, Zielgruppe und Nachhaltigkeitsaspekte

Natürlich gewinnt der Microlino durch alles, was er nicht hat: Keine Servolenkung (fällt nur beim Parken auf), keine Spiegelverstellung (gelingt mit den Fingern am Spiegelglas), keine Abstandswarner, kein Innenspiegel; Faltdach und Schiebefenster werden händisch bedient, und dass die Federung überland recht hoppelig wird, verzeiht man ihm gerne. Die Nähe zur Beifahrerin natürlich auch, sagen wir so: Wer keine Restverliebtheit mehr verspürt, kauft sich besser ein Auto mit Mitteltunnel. Bei Micro sieht man ihn gerne als iPad der Mobilität, praktisch werden ihn jene als Zweit-, Dritt- oder Viertauto in die Garage holen, die beispielsweise einen VW Golf oder Bentley Bentayga auf die Langstrecke führen. Den Unterschied im Fußabdruck will man erst dann ausdruckstanzen, wenn man wieder im Microlino sitzt: 554 kg, rund 8,5 kWh auf 100 km. Selbst mit zwei Passagieren ist er leichter als die Akkus eines molligen E-SUV. Und er hat die witzigeren Farben samt passenden Namen: Milano Red (siehe Alfa), Zurich Blue (siehe Fotos), Paris Mint (siehe Pistazieneis), den schönsten Namen aber trägt Gotham Black Matt.

Dieser Artikel ist in autorevue Juni 2025 erschienen.

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