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Ein Nachmittag in Döbling mit Dieter Quester

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©Andreas Riedmann
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Zu runden Jubiläen tanzen sowieso alle mit Gugelhupf und Blumenstrauß an. Da kommen wir lieber zu früh zu Dieter Questers bevorstehendem 86. Geburtstag, laden uns in seine Garage ein und schauen nach, wie hell das Feuer noch brennt.

Lebensenergie mit 86: Dieter Quester zwischen Terminkalender und Rennstrecke

Viele Menschen mit Jahrgang 1939 – also geboren drei Jahre vor Jochen Rindt, zehn vor Niki Lauda und 44 vor dem letzten österreichischen Stammfahrer in der F1, Christian Klien – freuen sich, wenn das Telefon überhaupt noch läutet und sich die Enkerl erkundigen, wie es dem Rollator geht. Dieter Quester, der am 30. Mai 86 Jahre alt wird, „obwohl es sich für mich völlig irrational anfühlt", muss hingegen in seinen Terminkalender schauen, wann wir bei ihm daheim aufschlagen können, ohne dass er grad allzu viel zu tun hat, immerhin sitzt er noch immer regelmäßig in Rennwagen zwischen Daytona, Red Bull Ring und Gaisbergrennen, Projekte, die er sich allesamt selber organisiert, „aber ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich inzwischen nicht hie und da ein Zehntel liegen lasse. Ist halt so, ich bin ja auch kein Wunder".

Daran kann man jedoch berechtigte Zweifel haben. Sein Bestseller, aufgezeichnet vom jüngst verstorbenen Helmut Zwickl mit dem prophetischen Titel „Wie komm ich bloß vom Rennsport los" stammt aus dem Jahr 1987, da ging Dieter bereits auf den Fünfziger zu. Keiner konnte ahnen, wie viel Karriere da noch vor ihm lag. Das Buch ist nach wie vor recht gut erhältlich (Verlag Orac), und es zeichnet ein verstörendes Bild aus absolutem Perfektionisten und gleichzeitig practical joker, dem höchstens Gerhard Berger das Wasser reichen konnte. Jener Berger übrigens, den BMW-Werksfahrer Quester einst mit den Worten „I bin ja ka Fahrschul'" als Teamkollegen im 635i abgelehnt hatte. Ein weiterer Fahrschüler sollte später Toto Wolff werden, ja genau, der heutige Mercedes-Teamchef, damals in Red-Bull-Farben unterwegs. Quester hat große Achtung vor Totos Werdegang, „wie er sich die Chance bei Mercedes erarbeitet und was er daraus gemacht hat", weniger begeistert war er bisweilen von seiner Fahrweise: „Flott, aber er hat das Auto oft weggeschmissen", außerdem stand er einmal mit Jeans bei der Siegerehrung statt im Overall. So schnell kann gar keiner von der Strecke wegwollen, dass man dafür die alten Regeln des Sports miss­achten dürfte. Dieter kann auch old school sein.

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