Andreas Gugumuck sorgte für die Renaissance der Schnecken in der gehobenen Gastronomie, und für sein benachbartes Zukunftshof-Projekt hegt er eine Menge Visionen. Ein E-Motorrad aus Coventry passt hervorragend dazu.
Überblick
Vom IT-Job zur Schneckenzucht am Wiener Stadtrand
„Ich bin hier zwischen Suppengrün aufgewachsen", sagt Andreas Gugumuck, aber als er in den Nullerjahren seinen IT-Job kündigte und den Familien-Bauernhof am südlichen Wiener Stadtrand übernahm, standen Schweine und Rüben nicht im Fokus. So stieß der quirlige, ideenreiche Anfangsdreißiger bald auf Schnecken – in der Monarchie eine beliebte Wiener Speise, vor gut 20 Jahren aber gastronomisch ziemlich ausgestorben.
Zukunftshof Rothneusiedl als Food-Hub, Dorfplatz und Zentrum urbaner Landwirtschaft
Da gab's also einen Trend wieder zu beleben – es gelang, und Andreas Gugumuck fand in der Nachbarschaft ein weiteres und weites Betätigungsfeld: 135 Hektar, denn so groß ist das künftige Stadterweiterungsgebiet Rothneusiedl, direkt vor seiner Hoftüre. Dort steht auch seit 140 Jahre ein Gutshof, und er stand nach wechselvoller Geschichte (erste Selbsternte-Landwirtschaft Wiens, Besetzung durch ein Gärtnerkollektiv zur Verhinderung des Abrisses, Trainingsgelände der Wega) leer. Andreas Gugumuck gründete den Future Food Thinktank, wieder sprudelten die Ideen: „Ich habe überlegt, wie man Landwirtschaft in die Stadt bringen kann, hier geht's ja eher um Urban Gardening, Vertikal Gardening, Markt-Gärtnereien und die zugehörigen Forschungen, außerdem fehlt Wien ein Food-Hub." Andreas Gugumuck ging den zuständigen Magistratsabteilungen fröhlich auf die Nerven, schließlich konnte er den Hof mit seinem Verein Zukunftshof pachten. Zum Ziel der essbaren Stadt kommt die Nebenrolle als Dorfplatz für alle, das kulturelle Programm dieses Sommers gibt's unter www.zukunftshof.at.
Maeving RM1S: Britisches E-Motorrad aus Coventry
Das Verkehrsmittel für die Kurzstrecke will da freilich mit Bedacht gewählt sein: „Als Student hatte ich eine Royal Enfield, einen Dampfhammer mit irrem Sound. Also habe ich wieder nach einem britischen Cafe Racer gesucht." So stieß Andreas Gugumuck auf Maeving, ein britisches Start-up mit Fertigung in Coventry. Bezüglich Dampfhammer und Sound sind Abstriche hinzunehmen, denn die Maeving fährt elektrisch, aber das Design, die moderne Interpretation britischer Tradition, überzeugte bis Rothneusiedl.
Erste Maeving in Österreich durch kreativen Import
Leider wird die Maeving nicht nach Österreich importiert, aber als ein Kontingent von 100 Stück für Deutschland angekündigt wurde, tarnte sich Andreas Gugumuck einfach als Deutscher. Nachdem er in der Warteliste an hoffnungsvoller Position stand, gestand er seinen kleinen Trick und wurde flugs zu Österreichs Maevong-Markenbotschafter ernannt. So kam die erste Maeving auf Österreichs Straßen, die Typisierung gelang nach Absolvierung kleiner Mühen in Eigenregie: „Sie beschleunigt in der Stadt unglaublich schnell und passt dennoch wunderbar zu Slow Food. Sie ist perfekt für Termine in der Umgebung oder wenn wer ganz dringend Schnecken braucht."
Maeving selbst hat möglicherweise auch schon ein bisserl Inspiration aus Wien in die Midlands gesaugt: Erstaunlich viele Spitzenköche fahren mittlerweile eine RM1S.
Eher auch die aus der Slow-Food-Bewegung.
Dieser Text erschien in der autorevue 7&8/2025.