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47,3 Jahre gesperrte Ausfahrt Simmering

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Aber seit ein paar Wochen ein Park – über das würdige, halbe Ende einer vor allem in den Verkehrsnachrichten berühmten Institution.

Nie eröffnet und dennoch Dauergast in den Verkehrsnachrichten

Eigentlich müsste die gesperrte Ausfahrt Simmering viel eher „nie eröffnete Ausfahrt Simmering" heißen, denn gefahren wurde dort offiziell nie. Aktenkundig wurde die gesperrte Ausfahrt Simmering eher als Konstante in den Verkehrsnachrichten, wenn es drum ging, Unbilden im Verkehrsfluss zu verorten. Offensichtlich passierten grad rundherum recht viele davon. Dieses Schicksal verband die gesperrte Ausfahrt mit Oberschleißheim in Deutschland, welches einst in den Verkehrsnachrichten deutlich öfter erwähnt wurde, als es seiner flächenmäßigen Ausdehnung entsprach. Um beide wurde es in den letzten Jahren stiller – bei der Ausfahrt Simmering wird's eher nicht daran liegen, dass sie kaum noch existiert. Man kann sich auch schwer vorstellen, dass sie jemals nötig war, denn rundherum liegen Kleingärten. Einer davon, so wird bis heute glaubhaft versichert, gehörte dem Wiener Wohnbau- und späteren Verkehrsstadtrat Johann Hatzl, und von den vielen Kleingartenbesitzern, die gegen die Ausfahrt waren, war seine Stimme die gewichtigste. Da war sie halt schon gebaut.

Eine österreichische Lösung: Planungsänderungen und neue Prioritäten

Man könnte bei der gesamten Causa von einer österreichischen Lösung sprechen, denn auch das Drumherum war danach: Bei der Planung der Wiener Stadtautobahn, der Südosttangente, war die Ausfahrt Simmering gar als Verkehrsknoten Arsenal vorgesehen: Hier sollte die Südostautobahn A3 in die A23 münden. Als die stadtplanerischen Prioritäten neu geordnet wurden, weil die Menschen in allen Städten auf Stadtautobahnen etwas sensibler reagierten, wollte neu geplant sein. Heute mündet die A3 bei Guntramsdorf in die Südautobahn A2, welche wiederum in die Südosttangente übergeht, die beiden Verkehrsströme gelangen also gebündelt ins Wiener Stadtgebiet. Die Ausfahrt Simmering blieb seit der Eröffnung des A23-Teilstücks am 12. Mai 1978 als Torso zurück, die Fahrspuren versandeten im Kleingartengebiet, und vor allem beim Radio- hören fiel auf, dass es sie noch gab. Mehr als 40 Jahre lang.

Doch nur ein bisserl Abriss und neue Pläne

Kurzzeitig wichtig wurde die Ausfahrt als Umleitungsstrecke, als 2005 an der Hauptfahrbahn gebaut wurde; später sollten die stillgelegten Fahrspuren in die Wienerbergstraße münden, aber auch daraus wurde nichts. Vor fünf Jahren begann der Abriss, spektakulärer Höhepunkt war Mitte August 2021 das Abtragen der 48 Meter langen und 550 Tonnen schweren Brücke über der A23, der Rest geschah mit Wiener Gemütlichkeit: Bis heute geben zwei Stummel beredt Zeugnis über den früheren Streckenverlauf, eine Abfahrtsspur ist heute gepflastert und Teil des gut begrünten Parks, der am Areal des Ex-Verkehrsknotens vor wenigen Wochen eröffnet wurde.

Der neue Tangentenpark: Idyllische Ruhe statt Verkehrslärm

Von dort hat man allerfeinsten Ausblick auf die amputierten Fahrstreifen auf ihren Stelzen, und man vermag wunderbar drüber zu rätseln, welche Aufgabe das Putztürl unter der Fahrbahn zu erfüllen hat. Der Tangentenpark ist seit Anfang Juni eröffnet, an seinen Rändern verwildert er hinreißend in seine dicht bewachsene Umgebung rein. Die öffentlichen Toiletten sind sauber, die Fitnessgeräte sehen noch ziemlich unbenutzt aus, die BMX-Bahn und die Tischtennistische auch, der üppig begrünte Park ist idyllisch angelegt, nennenswerte Mengen von Besuchern gibt's noch nicht. Daran könnte gewiss eine eigene Abfahrt von der Südosttangente was ändern.

Dieser Artikel ist in autorevue September 2025 erschienen.

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