
Spür it! Family Lollipop vermeldet Nachwuchs in der Generation Vokuhila.
Überblick
Porsche Heritage Design Strategy: Kalkulierte Nostalgie als Markenstrategie
Mit der Heritage Design Strategy betreibt Porsche eine kalkulierte Verballhornung eigener History, basierend auf Moodboards und kreativen Erinnerungsschüben. Seit es allenthalben ungehemmte Restomod-Erscheinungen gibt, ist die Vergangenheit zum Abschuss freigegeben. Warum auch nicht, es kann sich eh keiner mehr beklagen. Heute soll Zugehörigkeit geschaffen werden zur Porsche Family, coole Vibes im virtuellen Club-House. Nach Speedster, Targa und zwei Design-Package-Ablegern, alle kenntlich gemacht durch sogenannte Lollipops an den Wagenflanken, kommt nun der Porsche 911 70ies Spirit heraus als Cabrio auf Basis des 911 GTS, versehen mit klassischen Details oder vielmehr deren Zitatenschatz. Oliver Blume selbst habe vor zehn Jahren in kleiner Zusammensitz-Runde die Idee gehabt, ikonische Designelemente mit moderner Technik zu verbinden. Vorbild dafür seien Must-have-Sneakers gewesen, ehemals Turnschuh benannt. Wenn es denen gelingt, neue Begehrlichkeiten zu erzeugen, dann schaffen wir das auch!


Wer mit diesem Auto offen fährt, sollte die Szene nicht mit sich selbst verwackeln, will heißen: Es wird etwas Aufwand erfordern, sich vor jeder Fahrt passend zurechtzumachen. Im Winter wäre etwa ein bronzefarbener Rolli mit beige-kariertem Sakko zu empfehlen.
© WerkSechs Heritage-Modelle und die Ironie des 70er-Jahre Cabrios
Zur erweiterten Design-Family zählen nunmehr sechs Exemplare inklusive Targa, Speedster, drei Coupés und jetzt ironischerweise das Cabriolet, womit wir auf der Heritage-Reise in den siebziger Jahren angekommen wären. Hm. Damals gab es doch kein 911 Cabrio? Seht ihr, das ist das Wunder Heritage Design! Mit dem noch ausständigen Eighties-Modell ist das Gesamtprojekt dann abgeschlossen. Neugier keimt. Sieben Kilogramm Gold hat Porsche en gros eingekauft, um die vergoldeten Emblems innen und außen zu gewährleisten. Genaue Modell-Limitierungen erlaubten präzise Kalkulation. Das aktuell vorgestellte Heritage- Modell zum Beispiel wird 1500 Mal gebaut, im Juni 2026 ist Schluss. Man erkennt den 70ies-Spirit sofort an den drei Längsstreifen, die sich über das Dach bis zur vorderen Stoßstange ziehen. Früher hieß das „Sicherheitsstreifen", eingeführt als autobahntaugliche Spurfreihalter. Ernsthaft! Was für Zeiten. Sie haben es verdient, gewürdigt zu werden.


Hersteller sollten darauf achten, dass ihre Cabrios geschlossen gleich gut (oder besser) aussehen wie offen. Porsche hat darauf geachtet und war darin auch erfolgreich.
© WerkOlive Neo statt Orange: Designphilosophie und handwerkliche Perfektion
Auffallend ist auch die Farbwahl. Designer Thorsten Klein erklärt, man wollte dem vordergründig sich anbietenden Orange ausweichen. Also wählte er sinngemäß „Dirty Martini Cocktail Olive". Wie bitte? „Na ja, da darf man ruhig an James Bond denken." Ach so. Offiziell heißt es Olive Neo und will absichtlich nicht jedem gefallen. Zur Wahl steht dennoch Orange, das passt allerdings schlecht zu den immer olivenen Pascha-Stoffmustern, psychedelisch verschoben nach Vorbild Porsche 928 von 1977. Dazu gibt's auch eine Geschichte, aber vernachlässigbar. Hat mit Anatole Lapine und Pascha-Feeling auf Seidenteppichen zu tun. Dieses Muster zieht sich durch die gesamte Heritage-Reihe, über die Sitze bis hinab zum Kofferraumboden, bis hinein in die Mappe für die Bedienungsanleitung. Kunden können natürlich im Individualisierungsprogramm stöbern, „doch wir sind schon sehr tief reingekrabbelt in die Materie" sagt Projektleiter Boris Apenbrink. Wir sehen vor dem geistigen Auge Moodboards voller ABBA, Malefiz, Drucktasten-Telefonen, Travolta, Vasarely-Poster und ja, die kleeblattartige Fuchs-Felge. Heute sieht das irgendwie blutleer aus, wie ja auch die runde Heck-Grill- Plakette an der eigentlichen Thematik vorbeizielt. Verdiente Porsche 356- Fahrer erhielten sie von der Werkstatt, wenn die 100.000-Kilometer-Marke erreicht war. Heute ist sie serienmäßig drauf. Instant Reward. Die Mühen stecken anderswo drin. Am faszinierendsten ist vielleicht die Tatsache, dass jede der unzähligen Lüftungslamellen einzeln mit Leder überzogen wurde. Selbst der wagenfarbene Schlüssel wurde in weiches Leder eingenäht. Eine Premiere für dieses 70ies-Modell findet auf der Erdoberfläche statt: Die Botschaft „Icons of cool" wird animiert auf den Boden projiziert. Man ist stolz darauf, dass nicht extra Porsche dabei steht. Sei ja auch im Abendlicht beim Betrachten einer Coladose inspiriert worden. Thus works History Spirit! Für Österreich sind acht Exemplare vorgesehen zum Richtpreis ab € 311.602. Heurige Markterwartung für sämtliche 911-Modelle in Österreich: 600 Fahrzeuge.


Dirty Olive mit 007-Cocktail-Attitüde. Muss man nur wissen, dann versteht man’s besser. Und das Logo: natürlich Goldfinger!
© WerkZusammenfassung
Was wir mögen
Echtes Gold am Auto! Wenn das nur niemand runterkratzt.
Was uns fehlt
Eine Perspektive: Wie fühlt sich das dann später als Oldtimer an?
Was uns überrascht
Dass Op-Art-Künstler Vasarely keinen Ärger machte, als das Muster rauskam.
Die Konkurrenz
www.elferspot.com. Marktplatz für gebrauchte Porsche-911-Modelle, z. B. aus den siebziger Jahren.


Kariert bis auf die Knochen. Hier das Handschuhfach.
© WerkDaten & Ausstattung
Preis | € 311.602,– (NoVA 30 %) |
Motor, Antrieb | 3,6 Liter Boxermotor T-Hybrid (elektrischer Turbolader, Hochvolt-Batterie), Achtgang-PDK. Hinterradantrieb. |
Leistung/Drehmoment | 398 kW/581 PS bei 7500/min. 570 Nm. |
Fahrleistungen, Verbrauch | 0–100 km/h 3,0 sec, Höchstgeschwindigkeit 312 km/h (Sport Chrono Paket). |
Dimensionen | L/B/H 4553/1852/1302 mm. Radstand 2450 mm. Leergewicht 1750 kg. Zuladung 420 kg. Gepäckraum vorne 135 l. Hinter den Vordersitzen 163 l. |
Ausstattung | Icons of Cool Farbkonzept Olive Neo/Bronzit. 20/21-Zoll-Räder im „Fuchs“-Design. Schriftzüge in Gold. Pascha-Muster. |
Extras | Spirit 70ies Hoodie € 159,–, Cap € 35,–, Fußballtrikot € 150,–, Leichtbau-Chronograph aus Titan € 11.950,–. |


In den 70ern gab es genaugenommen gar kein 911 Cabrio. Das ist das Wunder Heritage-Design.
© WerkDieser Text ist in autorevue 7/8 2025 erschienen.

