Citoyen Citroën: Eine Marke hat in die Mitte gefunden, wie der neue C5 Aircross zeigt, mit dem gleichzeitig die Runderneuerung der ganzen Modellpalette abgeschlossen ist.
Überblick
Citroëns Markenentwicklung: Von Avantgarde zum globalen Design
Citroën hat, wie alles, was es schon lange gibt, gegenständlich seit 1919, viele Epochen gehabt. Nicht wenige davon waren von avantgardistischen Ambitionen geprägt, man kennt die Modelle und ist dankbar für deren beachtliche und bleibende Beiträge zu Kunst und Kultur. In den 90ern kamen dann ZX, Xantia, Saxo, Xsara und andere, brauchbare Autos, der Xantia sogar schön, aber mit Avantgarde war Ende. Danach torkelte man in ein paar Exzentrizitäten hinein, man denkt mit Schaudern an den C4 Cactus, blieb aber ansonsten massenverträglich. Und jetzt? Was ist der Markenkern? Nämlich nach außen gerichtet und auch innerhalb des Stellantiskonzerns neben Opel und Fiat und Alfa Romeo und Peugeot, wo noch dazu alle sich aus einer Lagerhalle bedienen müssen, überspitzt formuliert. Citroën-Chef Thierry Koskas nimmt im Gespräch mehrmals darauf Bezug, einerseits. Andererseits fällt ihm auch nichts Besseres ein als die üblichen Standards: Citroëns müssen preiswert sein, aber nicht billig, smart, schön, gut zu bedienen, familienfreundlich. Und sie müssen auch emotional sein, wobei er nicht näher auf die Emotionen eingeht, die ein Citroën auslösen soll. Eben Aufgezähltes gilt für alle Autos auf der Welt, nehmen wir einmal die Familienfreundlichkeit für Sportwägen aus. Auch für den neuen C5 Aircross. Und der ist nun so gestaltet, dass er sich überall auf der Welt verkaufen kann, ausgenommen auf jeden Fall die USA, denn das will sich die Marke nicht antun. Vermutlich wartet dort eh niemand. Man würde ganz bei null beginnen. Aber Europa auf jeden Fall, und zum Beispiel auch Indien, ein Wachstumsmarkt für Citroën, und man wird nicht fehlgehen in der Annahme, dass den Menschen in Shripat Pimpri im Durchschnitt andere Sachen gefallen als denen in Feldbach, der österreichischen Zwiebackmetropole. Aber ein C5 wird dort auch ankommen, gut gemachtes globales Design halt, und SUV geht sowieso immer. Und mit ein paar Hinguckern doch, vor allem die Light Wings, seitlich flügelförmiges Herauswachsen der Heckleuchten. Sieht schick aus, ist aber auch kein Bürgerschreck.
Der neue C5 Aircross: Design und Plattform für alle Antriebsarten
Der C5 Aircross, wie er in der zweiten Jahreshälfte erscheinen wird, ist der Nachfolger eines deutlich rundlicheren, weniger akzentuierten C5 Aircross, der zudem auch kein Osterei vorne dran hat. Dieses ist das neue Citroën-Logo, welches fast gleich ist wie das allererste von 1919 bis 1921, was eigentlich nur bedeuten kann, dass die sieben Logowechsel bisher unnötig waren, wenn man dann eh wieder nur am Startpunkt landet, wo das Logo übrigens auch am schönsten war (und jetzt eben wieder ist). Das Auto steht auf der Stellantis-Medium-Plattform, die alle Antriebsvarianten erlaubt. Und so kommt der C5 Aircross auch als reiner Benziner mit 136 PS plus 12 PS Mild-Hybrid-Unterstützung, als Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 195 PS und einer 21-kWh-Batterie, die knapp 100 km elektrische Reichweite erlaubt, sowie als Elektroauto in zwei Leistungsstufen, 210 und 230 PS, und zwei Akkugrößen, 73 und 97 kWh, Letztere für bis zu 680 km Reichweite. Wärmepumpe Standard, Ladeleistung 160 kW, man nennt rund eine halbe Stunde am Schnelllader.
Lounge-Atmosphäre und Komfort: Das Interieur des neuen C5 Aircross
Citroën muss komfortable Autos bauen. Eine erste Sitzprobe fand auf richtig bequemen Lederfauteuils statt, Citroën bemüht für die Innenraumarchitektur Ausdrücke wie Sofa-Design und „C-Zen Lounge". Das ändert nichts daran, dass Ablagen, die vor einer sogenannten freischwebenden Mittelkonsole positioniert sind, nur ums Eck erreicht werden können. Für die kapazitiven Drückplatten (hier am Lenkrad und auf der Leiste unter dem Screen) hat VW schon einiges einstecken müssen, offenbar haben die das bei Citroën nicht so mitgekriegt. Abgesehen davon allerdings ist hier wirklich die versprochene Lounge-Atmosphäre mitsamt Behaglichkeit, und viel Platz ist obendrein. Wir erwarten sänftenhaftes Fahrerlebnis. Aber nicht vor September. Preise sind noch keine genannt, der aktuelle C5 Aircross bewegt sich zwischen 40.000 und 46.000 Euro, es wird wohl nicht wirklich mehr werden, außer natürlich für den Elektro-C5.
Zusammenfassung
Was wir mögen
Die gedrungene Präsenz.
Was uns fehlt
Innen: Form follows function. Außen: nix.
Was uns überrascht
Dass man sich leistungsmäßig zurückhält. Ist gut so.
Die Konkurrenz
Der C5 Aircross wird 4,65 m lang sein. Konkurrenz erwächst im eigenen Haus: Opel Grandland etc. Aber auch außerhalb: Mazda CX-60 und viele andere.
Dieser Artikel ist in autorevue 06/25 erschienen.