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Porsche in der Krise: 955 Mio. Euro Verlust im dritten Quartal

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Der einstige Musterschüler der deutschen Autoindustrie ist zum Sorgenkind geworden.

Macan-Elektrifizierung: Verkaufserfolg trotz Kontroverse

Für so manchen ist es offensichtlich: Was soll denn dabei herauskommen, wenn man sich bei vollem Bewusstsein sein erfolgreichstes Modell abschießt, will heißen: den Macan nur noch elektrisch anbietet. Dabei wird erstens das Modell außerhalb der EU, wo es angeblich auch intelligentes Leben gibt, weiterhin als Verbrenner verkauft, und auch die elektrische Variante macht sich. Insgesamt und weltweit wurden im ersten Halbjahr rund 45.000 Macans verkauft, plus 15 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Davon 60 Prozent elektrisch, also 25.000 Stück. Ist doch was.

Dramatische Rückgänge bei Kernmodellen und historischer Quartalsverlust

Andere Modelle fuhren Misserfolge ein. Der 911 etwa einen Rückgang von 9 Prozent. Taycan minus 9 Prozent. Cayenne gar 23 Prozent weniger. Vielfach wird das mit Nachholeffekten erklärt: 2024 wurde viel mehr als üblich verkauft (2023 waren die Lieferengpässe), da schaut das Jahr darauf meistens schlechter aus. Was auch immer, wie auch immer: Das heurige Jahr wird für Porsche kein gutes. Insbesondere das dritte Quartal, also Juli bis September, brachte ein klares Minus, will heißen: einen operativen Verlust in der Höhe von 966 Millionen Euro. Im dritten Quartal 2024 gab es noch einen Gewinn von 974 Millionen. Fürs Jahr dürfte dies hochgerechnet bedeuten, dass 40 Millionen Euro Gewinn überbleiben. Das ist für ein KMU viel, für Porsche hingegen ist es ein Hundertstel des Vorjahresergebnisses von vier Milliarden. Das nennt man einen tiefen Fall. Porsche selbst hat eine Erklärung dazu abgegeben und nennt die Verantwortlichen: „Sonderaufwendungen in Verbindung mit der Neuausrichtung der Produktstrategie, die herausfordernden Marktbedingungen in China vor allem im Luxussegment, die Sondereffekte in Bezug auf die Batterieaktivitäten und organisatorische Veränderungen." Kommen hinzu die Kosten, die durch Trumps Importzölle verursacht werden, heuer an die 700 Millionen Euro.

Strategische Kehrtwende: Porsche rudert bei Elektromobilität zurück

Stichwort Neuausrichtung der Produktstrategie: Das geradezu besessene Voranstürmen in Richtung Elektromobilität, wie es für so manchen Hersteller eher unambitionierter Produkte wohl auch funktionieren kann, hat sich im Falle eines Sportwagen- und Luxusautoherstellers hingegen als nicht ideal erwiesen. Dabei funktioniert es eh nicht gar nicht: Weltweit waren in den ersten drei Quartalen 23 Prozent aller verkauften Porsches rein elektrisch. In Europa waren 56 Prozent elektrifiziert (PHEV und BEV zusammen). Weil das alles nicht reicht, wird jetzt teils wieder auf Verbrenner zurückgeschwenkt. Blume, als Porsche-Chef gerade im Abtreten, hat das im September noch elegant erklärt: „Damit gehen wir auf neue Marktrealitäten und Kundenbedürfnisse ein – mit begeisternden Produkten für unsere Kunden und robusten Finanzergebnissen für unsere Investoren." Heißt konkret: Das siebensitzige, elektrische Luxus-SUV für China und die USA kommt jetzt doch nicht. Die Chinesen können sich sowas selber bauen (und kaufen sowieso immer weniger Porsches), und die Amis interessiert das nicht. Außerdem werden Panamera und Cayenne in aktueller Generation noch länger gebaut werden, der auslaufende Verbrenner-Macan dürfte einen Nachfolger bekommen. Versteht sich, dass auch ein Sparprogramm in Aussicht steht: Es heißt Push to pass, und weil bei sowas eben immer auch wer gepusht werden soll, und zwar hinaus, wird es gerade mit dem Betriebsrat verhandelt.

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