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Kommentar: Das Luxusproblem

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Was Ferrari richtig macht (und von kaum jemandem nachgemacht werden kann). 

Der Aktieninfodienst BestBrokers hat eine Studie veröffentlicht, die anhand des pro Mitarbeiter erzielten Gewinns die wertvollsten Unternehmen der Welt listet. Ganz vorne ist der US-Infotechnologieriese Nvidia, der mit seinen 36.000 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2025 (vom 1. Februar 2024 bis zum 31. Januar 2025) 72,9 Milliarden Dollar Gewinn machte, das ergibt pro Mitarbeiter zwei Millionen Dollar. Apple erzielte mit knapp 92 Milliarden Dollar zwar mehr Gewinn, aber bei 164.000 Mitarbeitern blieb pro Mitarbeiter ein Gewinn von nur 571.000 Dollar übrig. 

Dass weniger Mitarbeiter weniger kosten (und also mehr bringen) ist jetzt keine Überraschung. Ganz schlecht ist es, wenn man zu viele davon hat, wie etwa der Volkswagenkonzern. Das lässt sich kurzfristig nicht lösen und drückt die Margen. Gegenbeispiel ist Ferrari, in der genannten Untersuchung der erfolgreichste Autohersteller und unter den größeren europäischen Unternehmen auf Platz zwei: 5.400 Mitarbeiter erzielten einen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar, macht 291.000 Dollar pro Kopf. Das ist im Autokontext extrem hoch. Toyota liegt auf Platz zwei und verdiente pro Mitarbeiter 85.000 Dollar, Tesla 56.000 Dollar. Abgeschlagen liegt etwa BYD mit 6.100 Dollar Gewinn pro Mitarbeiter. 

Ferrari ist das schönste Beispiel für absolute Effizienz. Die Marke erzielt eine Gesamtkapitalrendite von über 13 Prozent, branchenüblich sind eher vier Prozent. Neben der schlanken Mitarbeiterstruktur liegt das natürlich an den Produktpreisen und an der extrem starken Marke: Wer Ferrarikunde ist, wechselt nicht zu einer anderen Marke – zu welcher auch? Porsche-, McLaren- oder Mercedeskunden können auch abwandern. Und bekanntlich erzielt ein Hersteller umso mehr Gewinn, je teurer die Autos sind. Das ist bei Ferrari, wo es kein Modell unter 300.000 Euro gibt, eine einfache Sache. 

Weltlichere Hersteller nehmen sich ein Beispiel an Ferrari und verzichten zunehmend auf günstigere Modelle, die ohnehin nie einen Gewinn erzielen werden. Zum Glück können sie das nicht unbegrenzt tun, weil irgendwann gehen der Welt die Menschen aus, die teure Autos kaufen können.  Zum Glück für ebendiese Welt steht Ferrari nicht vor diesem Problem, Leute, die 500.000 Euro für ein Auto ausgeben, wird’s immer geben. 

Dieser Kommentar ist in autorevue 6/25 erschienen.

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