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Kommentar: Immer auf die Kleinen

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Die Preise für Autos haben sich seit 2012 natürlich erhöht. Und zwar in diversen Geschwindigkeiten.

Natürlich sind industrielle Hersteller nicht dazu verpflichtet, bei den Preisen ihrer Produkte auf soziale Ausgewogenheit zu achten (sie haben eh schon alle Hände voll zu tun, sämtliche Gleichbehandlungs-Normen von Arbeits- und Antidiskriminierungsrecht zu erfüllen). Daher geben wir es hier auch ohne erregtes Anklage-Timbre wieder: Die reinen Kauf-Kosten für Kleinwagen sind in den vergangenen 13 Jahren um 91 Prozent gestiegen, von im Schnitt 13.200 Euro im Jahr 2012 auf aktuell 25.200 Euro (das Unternehmen LeasingMarkt.de hat das für den deutschen Markt untersuchen lassen). Mittelklasseautos wurden im selben Zeitraum um 59 Prozent teurer, in der Oberklasse stiegen die Preise um 34 Prozent. Man könnte sagen, auch hier öffnet sich die Arm-Reich-Schere. 

Auch die Kosten für die Versicherung stiegen bei den Kleinwagen mit 38 Prozent stärker als beim Rest, wo der Anstieg 13 Prozent betrug. 

Das unterschiedliche Preisanzugstempo je nach Segment mag viele Gründe haben, einer davon ist sicher, dass die Hersteller mit kleinen Autos kaum Geld verdienen und umso mehr, je größer und teurer ein Auto ist. Das ist natürlich in seinen Auswirkungen eine unintelligente Entwicklung, gleichzeitig aber logisch. Die Umsetzung dieser Erkenntnis spiegelt sich in den Modellpaletten wider, in denen mittlerweile Autos vorkommen, wo man sich nicht mehr sicher ist, ob der normale Führerschein noch ausreicht. Höhere Entwicklungskosten für Sicherheits- und Umwelttechnologien (Euro 7) können im Kleinwagensegment nicht so einfach an die Kunden weitergereicht werden – wobei, man versucht’s eh, siehe unterschiedliche Preissteigerungen. 

Die Hersteller haben neben der Preiserhöhung noch eine andere Reaktion im Ärmel: Kleinwagenmodelle werden einfach eingestellt. Ford Ka, Opel Karl, Citroën C1 und viele andere hat’s längst erwischt, ersatzlos gestrichen. 

Jetzt ist aber mit der E-Mobilität was dazwischengekommen. Die Preise von Elektroautos sind wegen der teuren Akkus generell höher (noch), die Autos sind schwerer zu verkaufen. Wenn die Hersteller keine kleinen, leistbaren Autos anbieten, verkaufen sie überhaupt nichts mehr. Auch keine Lösung. Und einfach auf Elektro zu verzichten, geht ja aus bekannten Gründen nicht. 

Also kommen mit der E-Mobilität die kleinen, vernünftigen Autos zurück, so die unschuldige Hoffnung. Der VW
ID. Polo und andere bestätigen diese Hoffnung vorerst. 

Dieser Kommentar ist in autorevue 10/2025 erschienen.

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