
Die aktuelle EY Automotive Analyse ist da: Der Umsatz der 19 größten Autokonzerne weltweit steigt im dritten Quartal 2025 um vier Prozent, der Gewinn bricht aber um 37 Prozent ein.
Überblick
Dramatischer Gewinneinbruch trotz steigender Verkaufszahlen
Die Zahlen klingen zunächst gar nicht so schlecht: Die weltgrößten Autokonzerne verkauften im dritten Quartal 2025 knapp vier Prozent mehr Fahrzeuge und steigerten ihren Umsatz um 4,1 Prozent. Doch hinter dieser scheinbar stabilen Fassade verbirgt sich eine dramatische Entwicklung – denn der operative Gewinn brach um 37 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro ein. Das ist der schwächste Wert seit sieben Jahren. Besonders hart trifft es die Vorzeigebranche der deutschen Wirtschaft. BMW, Mercedes, Volkswagen und Co. mussten einen Gewinneinbruch von 76 Prozent hinnehmen – bei stagnierendem Absatz und Umsatz. Mit einem operativen Ergebnis von zusammen nur noch 1,7 Milliarden Euro erreichten die deutschen Konzerne den tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2009. Im Vergleich zu anderen Autonationen schneiden sie bei Umsatz, Gewinn und Marge am schlechtesten ab. „Die internationale Autoindustrie steht unter massivem Druck – und besonders deutlich zeigt sich das derzeit bei den deutschen Konzernen", sagt Axel Preiss, Leiter Industrials bei EY Österreich. Das Problem sei eine seltene Konstellation mehrerer Faktoren: schwache Nachfrage im Premiumsegment, handelspolitische Konflikte mit den USA, ungünstige Währungsentwicklungen, teure Investitionen in die E-Mobilität ohne schnelle Rendite und hohe Kosten für den Konzernumbau.
China entwickelt sich vom Gewinnbringer zum Problemmarkt
Ein Schlüsselfaktor der Misere ist China. Der einst verlässliche Gewinnbringer entwickelt sich zum Problemmarkt. Die deutschen Hersteller verkauften dort im dritten Quartal neun Prozent weniger Autos als im Vorjahr. Der China-Anteil am Gesamtabsatz ist von 39 Prozent im Jahr 2020 auf nur noch 29 Prozent geschrumpft. „Der chinesische Automarkt ist derzeit extrem hart umkämpft, und die schwache Konjunktur drückt die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen deutlich", erklärt Preiss. Gleichzeitig boomt in China der E-Auto-Absatz – doch chinesische Käufer bevorzugen klar heimische Marken. Ein Ende des Abwärtstrends? Nicht in Sicht. Während die Etablierten kämpfen, stürmen chinesische Hersteller nach vorn. BYD, Geely und Great Wall Motors steigerten ihren Umsatz um sieben Prozent und verkauften 13 Prozent mehr Fahrzeuge. Geely und GWM legten sogar um 26 beziehungsweise 21 Prozent beim Umsatz zu, der Absatz stieg um 43 und 20 Prozent. „Mehrere chinesische Hersteller haben sich inzwischen zu ernstzunehmenden globalen Wettbewerbern entwickelt", so Preiss. Ihr Vorteil: durchgängig digitalisierte Forschungs- und Entwicklungsprozesse, schlanke Strukturen und hochmoderne Produktion. Sie sind schneller, agiler – und setzen die westliche Konkurrenz massiv unter Druck.
Profitabilitätskrise: Margen auf Rekordtief gesunken
Die Profitabilitätskrise zeigt sich auch im Ranking der Margen. Suzuki führt mit 9,2 Prozent, gefolgt von BMW (7,0 Prozent) und Toyota (6,8 Prozent). Die Durchschnittsmarge aller analysierten Konzerne liegt bei nur noch 3,9 Prozent – der niedrigste Wert seit mindestens zehn Jahren. Seit 2023 hat sie sich mehr als halbiert. Trotz düsterer Zahlen sieht Preiss Lichtblicke: „Sobald die bilanziellen Belastungen verarbeitet und die Kosteneinsparprogramme umgesetzt sind, dürfte sich die Profitabilität verbessern." Die aktuellen Jobkürzungen seien finanziell schmerzhaft, würden aber wahrscheinlich die Strukturkosten verbessern.
Strategische Neuausrichtung: Längeres Festhalten am Verbrenner
Auch die strategische Neuausrichtung – das längere Festhalten am Verbrenner – könnte sich auszahlen. Denn die erhoffte schnelle E-Mobilitätswende bleibt aus: In westlichen Märkten steigen die E-Zulassungen nur geringfügig, die überwältigende Mehrheit wählt weiterhin Verbrenner, oft als Hybrid. Die Analyse der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY basiert auf den Finanzkennzahlen der 19 größten Autokonzerne weltweit und wird quartalsweise erstellt. Sie zeigt: Die Branche befindet sich in einem fundamentalen Umbruch – mit ungewissem Ausgang.

