
Die aktuelle EY Automotive Analyse ist da: Der EU-Neuwagenmarkt steigt im September um 10 Prozent. Elektroautos legen zu, bleiben aber unter den Erwartungen. Marktanteile verschieben sich zwischen Herstellern.
EU-Neuwagenmarkt: Zehn Prozent Plus im September, aber weit unter Vorkrisenniveau
Der EU-Neuwagenmarkt verzeichnete im September einen Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Zeitraum Januar bis September liegt der Neuwagenabsatz damit um 0,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Ein zusätzlicher Verkaufstag könnte zum September-Plus beigetragen haben. In Österreich fiel das Wachstum mit 29 Prozent im September und knapp 13 Prozent im bisherigen Jahresverlauf deutlicher aus. So die Kernaussagen der EY Automotive Analyse für September.
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt das Absatzniveau sowohl in der EU als auch in Österreich erheblich unter dem Vorkrisenniveau. Im Vergleich zu 2019 wurden im Zeitraum Januar bis September in der EU 19 Prozent weniger Neuwagen zugelassen – ein Minus von nahezu 1,9 Millionen Pkw. In Österreich liegen die Neuzulassungen aktuell 17 Prozent niedriger als 2019. „Die Nachfrage bleibt verhalten, von einer echten Trendwende kann keine Rede sein", erklärt Axel Preiss, Sektorleiter Industrials bei EY Österreich. Die Kaufzurückhaltung sei bedingt durch schwache Wirtschaft, hohe Fahrzeugpreise, politische Unsicherheiten und Sorgen um Arbeitsplätze.
Marktanteilsverschiebungen: Deutsche Konzerne gewinnen, Tesla verliert
Während sich der Gesamtmarkt auf niedrigem Niveau seitlich bewegt, verschieben sich die Marktanteile deutlich. Im bisherigen Jahresverlauf konnten vor allem Renault, BMW und Volkswagen überdurchschnittlich wachsen und Marktanteile gewinnen. Toyota, Stellantis, Hyundai und Tesla gaben hingegen Anteile ab.
Die drei deutschen Autokonzerne steigerten ihre Pkw-Neuzulassungen in den ersten neun Monaten um 4,4 Prozent – deutlich stärker als der Gesamtmarkt mit 0,9 Prozent. Ihr gemeinsamer Marktanteil stieg von 38,2 auf 39,5 Prozent. Tesla verzeichnete zwar auch im September einen EU-weiten Absatzrückgang, dieser fiel aber mit minus 19 Prozent weniger deutlich aus als in den Vormonaten. Im bisherigen Jahresverlauf schrumpften die Tesla-Neuzulassungen um 39 Prozent. In wichtigen westeuropäischen Märkten wie Spanien, Großbritannien, Norwegen und Österreich stiegen die Tesla-Zahlen jedoch – in Österreich um sieben Prozent.
Elektroautos: Wachstum durch Förderungen, aber unter Erwartungen
Die Neuzulassungen von Elektroautos legten im September um 20 Prozent zu, in Österreich um 22 Prozent. Dieses Wachstum fiel allerdings niedriger aus als im bisherigen Jahresverlauf: Im Zeitraum Januar bis September lagen die Elektro-Neuzulassungen in der EU um 24 Prozent über dem Vorjahresniveau, in Österreich bei 41 Prozent.
Die Mehrjahresanalyse zeigt jedoch eine gedämpfte Dynamik: Der E-Auto-Absatz liegt 2025 zwar 24 Prozent über dem Vorjahr, aber nur 17 Prozent über 2023. Dies ergibt eine jährliche Wachstumsrate von lediglich acht Prozent über zwei Jahre. Der E-Auto-Marktanteil erreichte 16,1 Prozent – nur geringfügig über den 14,0 Prozent von 2023. „Ohne staatliche Förderungen wie Kaufprämien oder steuerliche Begünstigungen sowie erhebliche Rabatte der Hersteller wäre die Nachfrage deutlich geringer", so Preiss. Viele Hersteller würden ihre Modelle derzeit in den Markt drücken, obwohl sie damit kaum Gewinne erzielen. Bei einem angenommenen jährlichen Wachstum von 20 Prozent dürfte die 50-Prozent-Marke frühestens um 2032 erreicht werden. Das geplante EU-Verbot für neue Verbrenner ab 2035 erscheine vor diesem Hintergrund kaum realistisch und werde wohl abgeschwächt werden müssen.
Regionale Unterschiede: Elektro-Hochburgen im Norden, Nischenprodukt im Osten
Die regionalen Unterschiede bei der Elektromobilität bleiben enorm. Als Vorreiter erwiesen sich im September vor allem nordeuropäische und Benelux-Länder. In elf EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil jedoch unter zehn Prozent. Besonders niedrig sind die Werte in ost- und südosteuropäischen Ländern: In Kroatien erreichte der Marktanteil 3,8 Prozent, in der Slowakei 4,5 Prozent. Insgesamt stieg der Marktanteil in den ost- und südosteuropäischen Ländern von 5,8 auf 7,9 Prozent.
In Skandinavien hingegen dominieren Elektroautos: Dänemark wies mit 73 Prozent den EU-weit höchsten Marktanteil auf, gefolgt von Finnland mit 43 Prozent und Schweden mit 38 Prozent. In den skandinavischen Ländern stieg der Elektro-Marktanteil von 49 auf 52 Prozent. In Österreich schrumpfte der Marktanteil gegen den Trend von 22,2 auf 20,9 Prozent. Plug-in-Hybride legten EU-weit stark zu – um 65 Prozent. Der Marktanteil stieg von 6,8 auf 10,3 Prozent. Die höchsten Anteile erreichten Plug-in-Hybride in Schweden mit 30 Prozent und den Niederlanden mit 20 Prozent. In Österreich stieg der PHEV-Absatz um 94 Prozent, der Marktanteil kletterte von 6,4 auf 9,7 Prozent.
