Istanbul 500 – Das Vorspiel

Istanbul 500 – die Zweite. Mutig oder deppert? Oder etwa doch beides?

Veröffentlicht am 10.05.2013

Natürlich muss man ein bissl bescheuert sein, um sich auf so einen Gewalttrip mit einem alten Häusl (=nicht mehr ganz taufrisches Auto) einzulassen – fahrlässig allerdings nicht. So habe ich mich nach Teil 1 dazu entschlossen, Fridolin noch einmal von meiner befreundeten Ford-Werkstätte durchsehen zu lassen. Jürgen Sauberer, seines Zeichens Juniorchef der Firma, berichtet beim Besuch: „So schlecht ist er gar net. Optisch zwar a Katastrophe, das Kardanwellenmittellager hat a bissl Spiel, aber sonst isser eh ganz okay.“ „Was heißt eh?“ „Naja, der Meister will dir noch was sagen.“

„Ich weiß net, ob du dir den Trip trauen solltest.“

Ich ahne schlimmes. Das Überbringen von Hiobsbotschaften liegt ihm nicht, deswegen delegiert er solche gerne. Roman, der Meister: „Du, Christoph – ich trau’ der Einspritzpumpe net. Bei dem Motor hamma damals einige getauscht. Und so schlecht, wie der anspringt – und wie der nebelt – ich weiß net, ob du dir den Trip trauen solltest.“

Ford Transit MkII Arca 1

Ich drehe mich hilfesuchend zu Jürgen, der das Gespräch die ganze Zeit belauscht: „Du hast ja eh ein schönes Abschleppauto…“ Seine Antwort ist ziemlich eindeutig: „Wurscht, wo du stehst – i hol’ di sicher net!“ Er würde nie zugeben, dass er sogar mitten in der Nacht ausrücken würde – aber nach Bulgarien etwa würde ich auch nicht fahren wollen.

 Ford Transit MkII Arca 2
Eine neue Pumpe heißt: wirtschaftlicher Totalschaden. Die einzige Alternative ist ein Tauschmotor mit allen Aggregaten, was bei alten Transits prinzipiell recht leicht ist. Plug and Play, ohne störende Elektronik.

„Is der wo ang’rennt?“

So leicht, wie ich mir das Aufstellen eines Motors vorgestellt habe, ist die Übung nicht. Entweder stecken diese in ausgelutschten Pritschen von Baufirmen, oder haben abenteuerliche Kilometerleistungen hinter sich. Oder sie sind quasi schon am Balkan vorgereist. Das Durchtelefonieren sämtlicher Autonarrischen spült mich zu Mario, einer Transit-Koryphäe. Spitzname Manager – was soll da noch schief gehen?
In breitem Wienerisch klärt er mich über seine Kompetenz auf: „I hob scho auf Transit g’schrauft, do host du no mit Matchboxautos die Tischplottn z’krotzt.“ Ich schildere ihm Fridolins Symptome und die Reaktion vom Meister, er antwortet betroffen: „Is der wo ang’rennt? Wie kummt der zu der Diagnose? Wann da vorn net der Diesel aussespritzt, rennt der noamoi Hunderttausend… de ham eh olle so g’raucht“. Endlich einer, der mir das sagt, was ich hören möchte.

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