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Breitensport – BMW 02

Unverbastelte Autos sind selten, aber dank guter Versorgung mit Technikteilen bleiben die Unterhaltskosten überschaubar.

autorevue Magazin
Zuletzt aktualisiert am 18.02.2021

896.349 Exemplare des BMW 02 wurden zwischen 1966 und 1977 gefertigt, aber wer aus der hohen Stückzahl auf die heutige Verfügbarkeit schließt, hat nicht alles bedacht, was Autos dezimieren kann. Denn zu Lebzeiten verkörperte der 02er-BMW leistbare Sportlichkeit, als Gebrauchter dann sehr leistbare – die meisten Exem­plare wurden (dilettantisch) umgebaut, ausgelutscht, kaltverformt. Da der BMW in seinen letzten Jahren in die Stahlkrise rutschte und auch die Jahre davor nicht durch lückenlosen Rostschutz bestechen konnte, sind originale, solide oder gut ­originalgetreu restaurierte Exemplare heute extrem selten. In Österreich sind noch 576 BMW der Neuen Klasse (also Zwei- und Viertürer, Cabrios und Touring) zugelassen, man ahnt das große Sterben der letzten Jahrzehnte.

BMW 02 als Klassiker etabliert

Die gute Nachricht: Längst ist der 02 als Klassiker etabliert, auch bei BMW selbst. Heribert Werginz, Betreiber einer auf ­historischen Motorsport spezialisierten Firma und Experte für alte BMW: „Verschleißteile gibt es praktisch alle noch neu, bei BMW Classic selbst oder bei freien Händlern. Bei BMW sind die Teile meist teurer, aber die Qualität ist gut.“

Die Schwachpunkte des BMW 02

Das Hauptproblem stellt der Rost dar. Heribert Werginz: „Die üblichen Schwachpunkte älterer Autos sind auch beim 02er-BMW zu überprüfen, also die gut sicht­baren Stellen wie die Unterkanten von ­Türen und Hauben, Schweller, Radläufe, Rad­häuser, Bodenbleche von innen und von außen.“ Oft wurden diese Bereiche auch unsachgemäß repariert, also mittels über den Rost geschweißter Bleche oder per Kitt. Sind die Tür- und Haubenkanten also ­dicker, als ihre Blechlagen nahelegen, oder greift man an der Innenseite des Radlaufes auf Kittbrocken, dann wartet viel Arbeit.

Der 02er-BMW trägt aber auch versteckte Roststellen, die sich nicht von ­außen zeigen: Im zerklüfteten Bereich ­A-Säule/Längsträger/Kotflügel sammelt sich von den Vorderrädern aufgewirbelter Schmutz, Rost in diesem Bereich ist also häufig. Weiters gefährdet: Die Motorträger, die vorderen, äußeren Aufnahmen der Hinterachse, die unteren Federteller der Vorderachse, die Achsschwingen hinten. Besonders gemein sind auch die Stoßdämpferaufnahmen in den hinteren Radkästen. Heribert Werginz: „ Dieser Bereich besteht aus zwei Lagen Blech, dazwischen gibt’s einen mehrere Zentimeter hohen Hohlraum, der werkseitig nicht gegen Korrosion geschützt war.“ Meistens müssen diese Hohlräume komplett neu eingeschweißt werden, es gibt bei BMW allerdings gut passende Reparaturbleche – wie für viele andere Bereiche auch: Längsträger, Radläufe, Radhäuser, Seitenwände, zum Beispiel. Die gute Nachricht: Die vorderen Federbeindome sind meist noch intakt.

Keine Engpässe bei Motorteilen

Die Abdichtungen von Motor und Getriebe sollten in Ordnung sein, ein Kompressionstest gehört zum Pflichtprogramm, zusätzlich ist ein Abgastest ratsam. Risse im Zylinderkopf erkennt man an Ölspuren in der Kühlflüssigkeit – die natürlich auch von einer defekten Zylinderkopfdichtung herrühren können. Da viele Technik­komponenten bis zum BMW E30 (also bis 1994) verwendet wurden, sind Engpässe bei Motorteilen nicht zu befürchten.

Nicht leicht verfügbar sind Tausch­getriebe. Verschleiß ist am Kratzen beim Einlegen von zweitem und drittem Gang erkennbar, die Dichtungen für Getriebe und Differen­zial sind problemlos erhältlich, was auch für Bremskomponenten gilt. Wirklich schlecht ist die Lage nur bei Teppichen und Sitzstoffen: Sind die verschlissen, muss der Sattler zu möglichst ähnlichen Reproduktionen greifen. Grundsätzlich gilt: Der 02er BMW gefällt noch immer durch leichtfüßige Sportlichkeit und Problemlosigkeit, sofern man die Wartung nicht vernachlässigt.